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Der Zukunftsrat Hamburg im DZ4 Interview zu Energiewende und Nachhaltigkeit

Liebe Leser:innen, für unser heutiges Interview haben wir uns mit zwei Mitgliedern des Hamburger Zukunftsrates über Klimaschutz, Energiewende, Nachhaltigkeit und andere interessante Themen unterhalten. Freuen Sie sich auf spannende Antworten und Einblicke in die Welt eines nachhaltigen Netzwerks. Der Zukunftsrat Hamburg ist ein Netzwerk aus verschiedensten Unternehmen, Vereinen und Institutionen, welche sich vom städtischen Umweltschutz bis zur politischen Bürgerbeteiligung für diverse zukunftsweisende Themen einsetzen. Die Veranstaltungen und politischen Ziele des Zukunftsrates werden dabei primär im internen Gremium – dem Koordinierungskreis – geplant. 14 gewählte Mitglieder des Koordinierungskreises treffen sich dafür in regelmäßigen Abständen, diskutieren über aktuelle Themen und planen und organisieren Workshops, Treffen und Großevents. Unsere Interviewpartnerinnen Helena Peltonen und Sonja Ewald sind ehrenamtliche Mitglieder im Koordinierungskreis des Zukunftsrates und setzen sich maßgeblich für die Themen Klimaschutz, Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit ein. Wir finden ihren Einsatz sehr spannend und freuen uns deshalb besonders, dass sich die beiden die Zeit genommen haben, um mit uns über ihre Arbeit und Vorstellungen zu sprechen.

Der Zukunftsrat beschäftigt sich mit sehr diversen Themen - was ist Ihr persönlicher Fachbereich?

Helena Peltonen: „Innerhalb des Zukunftsrats befasse ich mich mit dem Nachhaltigkeitsziel 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ der Agenda 2030. Dieses Ziel stellt die gute Regierungsführung in ihren vielen Facetten dar, so z. B. Transparenz, Partizipation, Korruptionsbekämpfung etc.

Im Moment ist mein Schwerpunkt das Vorantreiben der Partizipation als ein Grundpfeiler der Demokratie, d. h. Förderung der Beteiligung der Zivilgesellschaft und der Bürgerinnen und Bürger an wichtigen Entscheidungen, wenn es um die Weiterentwicklung unserer Stadt sowie unserer ganzen Stadtgesellschaft geht.“

Sonja Ewald: „Beruflich arbeite ich bereits im Bereich der ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘. Beim Zukunftsrat bringe ich außerdem Postwachstums- und Suffizienzansätze mit voran, sowie ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit. Derzeit überwiegen bei politischen Entscheidungen Effizienzstrategien und das Ziel der Steigerung des BIP und dies führt unweigerlich letzten Endes zur Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Es müssen mehr Menschen verstehen, dass wir ein anderes Wohlstandsverständnis etablieren müssen, bei dem weniger auch mehr bedeuten kann. “

Sie beschäftigen sich viel mit Demokratie und Bürgerbeteiligung. Was haben diese Themen Ihrer Meinung nach mit Energiepolitik zu tun?

Helena Peltonen: „Sehr viel. Wir sind und bleiben eine offene und globale Gesellschaft. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten müssen wir aber eine Wende vollziehen, wenn es um unsere Verantwortung für das Klima, für den Planeten und für soziale Gerechtigkeit gegenüber Menschen auf dem ganzen Globus geht. Das ist für die Erhaltung des Friedens unverzichtbar. Beispielsweise hat die EU die alleinige Kompetenz für Investitions- und Handelspolitik und für die entsprechenden internationalen Verträge. Dies sind zentrale Weichensteller für die Wende, die wir benötigen.

Da wir alle von solchen Entscheidungen stark betroffen sind, sollten wir uns über diese Dinge auch eine Meinung bilden und gehört werden. Gerade für eine Hafenstadt wie Hamburg bedeutet es, dass sie über den internationalen Handel mit ihren Bürgerinnen und Bürgern in Dialog stehen sollte, bevor sie in ihrer Brüsseler Vertretung in bestimmte Richtungen lobbyiert oder im Bundesrat oder gegenüber der Bundesregierung bestimmte Positionen vertritt. Der faire Handel hört nicht bei Schokolade, Tee oder Kaffee bei Behörden auf. Auch Hamburger Unternehmen müssen ihre Verantwortung in einer global vernetzten Welt annehmen.“

Frau Ewald, Sie sind nicht nur Umweltwissenschaftlerin, sondern machen auch Theater(-pädagogik). Wie können Kunst und Kultur dazu beitragen die Energiewende voranzubringen?

Sonja Ewald: „Als Schauspielerin und Theaterpädagogin befasse ich mich seit vielen Jahren mit kunst-basierten Methoden. Kunst bietet die Möglichkeit Wissen auf körperlich-sinnlich Weise zu vermitteln und auf emotionaler Ebene zu wirken. Diskussionen zu Klimawandel drehen sich derzeit meist entweder um abstrakte Zahlen und technische Lösungen oder es werden emotional überfordernde Katastrophenbilder mit dramatischer Musik unterlegt.

Beides führt eher zum Weggucken und nicht dazu, dass Menschen ins Handeln kommen. Es stellt eben keine Verbindung zur persönlichen Lebenswelt her und genau dies können aber bestimmte Theaterprojekte. Beispielsweise wird in einem meiner Kinderstücke erfahrbar, wie Milliarden von Bodenlebewesen fruchtbaren Humus machen, hier und jetzt, bei Oma und Opa im Garten. In den Begleitworkshops wird dann der globale Kohlenstoffkreislauf behandelt und es wird deutlich, dass alle fossilen Brennstoffe einst lebendige Biomasse waren.“

Foto: Mimekry

Was kann der Zukunftsrat zu einer grüneren und nachhaltigeren Zukunft beitragen?

Helena Peltonen: „Ein Netzwerk von Ehrenamtlichen kann die Welt zwar nicht allein verändern. Aber es kann in der Tat einen Beitrag dazu leisten: Nachhaltigkeitsthemen anders und von einem anderen Blickwinkel zu betrachten, als dies sonst etwa in den Medien geschieht. Es kann dort lauter werden, wo sonst vielleicht Kommunikationsstille herrscht. Es kann als unabhängiges Gremium Stellung beziehen, ohne Angst vor Verlust von Anzeigenkunden und ohne Rücksicht auf eine offizielle Parteilinie. Es kann Informationslücken schließen und mit seinen Wortmeldungen gute Entwicklungen beflügeln und auch auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen.“

Gibt es Bereiche in denen Sie gerne noch aktiver wären oder wo Sie Verbesserungsbedarf sehen?

Helena Peltonen: „Ach, wenn der Tag doch 124 Stunden statt nur 24 hätte! Die Agenda 2030 hat 169 Einzelziele, die alle mehr Aufmerksamkeit und mehr Nachdruck verdienen. Das Pariser Klimaabkommen kommt noch dazu. Neben der Klimakrise, mit der sich der Zukunftsrat gerade sehr intensiv befasst, versuche ich dem Respekt, dem Anstand und der Integrität meine Aufmerksamkeit zu widmen. Da zählt die Transparenz aller öffentlichen Institutionen und Wirtschaftsakteure dazu. Geheim gehaltene Lobbyeinflüsse bei Gesetzgebung, intransparente Finanzierung von Parteien und Tarn-Stiftungen zählen dazu. Im Moment allerdings auch die eingerissenen Umgangsformen in unserer Gesellschaft überhaupt, die nicht nur die Demokratie ernsthaft gefährden, sondern das ganze Zusammenleben vergiften und die Gesellschaft spalten. Dazu kenne ich kein anderes Rezept als den respektvollen Dialog.“

Unsere Leser:innen interessieren sich besonders dafür, wie die persönliche Energiewende gestaltet werden kann. Was können sie tun um ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern und gerade auch in Städten zu einem nachhaltigeren Leben beizutragen?

Sonja Ewald: „Wir müssen Suffizienz ernst nehmen: Weniger Flugreisen, weniger Verpackungen und weniger Fleisch. Wir leben in Deutschland schon seit einigen Jahrzehnten über unsere ökologischen Verhältnisse. Alleine der Verzicht auf eine einzige Flugreise hat einen enormen Einfluss auf die eigene Ökobilanz. Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass weniger immer gleich schlechter bedeutet. Dies kann übrigens auch eine innere Befreiung sein, denn der Zuwachs an materiellen Wohlstand hat uns seit den 1970er Jahren nicht mehr glücklicher gemacht. Wichtig ist es auch Geldangelegenheiten bei einer wirklich nachhaltig orientierten Bank unterzubringen.

Außerdem müssen mehr Menschen den Mechanismus von Rebound-Effekten verstehen: Sobald z. B. ein Auto mit weniger Benzinverbrauch entwickelt wird, fahren die Leute mit vermeintlich gutem (Umwelt-)Gewissen sehr viel mehr Kilometer, denn es ‚kostet ja nix‘. Das verhindert natürlich jeglichen Fortschritt bei der CO2 Reduktion. Der Effekt führt letztendlich sogar zu mehr Ausstoß als vorher! Es ist also wichtig, in verschiedenen Bereichen das eigene Verhalten anzupassen und trotz umweltfreundlicherer Autos lieber das Fahrrad oder die Bahn zu nehmen. Im besten Falle wird gar kein Auto angeschafft.“

Das „DZ“ in DZ4 steht für dezentral. Was halten Sie davon, Energieversorgung dezentral zu gestalten?

Helena Peltonen: „Ich halte sehr viel von dezentraler Energieversorgung. Unsere klassischen Energiesysteme haben zwar technisch gut funktioniert und waren zuverlässig, aber sie haben über Jahrzehnte ein Eigenleben entwickelt, das für die ganze Gesellschaft auf Dauer nicht gut ist. Sie sind klima- und umweltschädlich, ressourcenraubend und sie sind gewaltige Machtzentren geworden, von denen wir viel zu abhängig sind. Es wird gerade jetzt so deutlich, wo wir uns von den fossilen Energien und von der Atomenergie verabschieden müssen und auch noch eine Pandemie die Abhängigkeiten verschärft.

Sie haben aber noch zwei weitere Nachteile, die heute besonders schwer wiegen: Große, zentralisierte Systeme sind behäbig und verlangsamen unsere Fähigkeit, die notwendige Transformation zügig voranzutreiben. Eine Vielzahl kleinerer, vielfältiger Einheiten kann der Transformation eine entscheidende Dynamik verleihen und sollte daher gefördert werden – sowohl durch Wissensverbreitung als auch finanziell. Vernetzung macht kleine Systeme noch flexibler, sollte aber nicht zu einer bremsenden Bedingung gemacht werden. Der zweite große Nachteil zentraler Systeme sind die schwerwiegenden Folgen ihrer Verletzlichkeit. Wenn ein großes System versagt, sind die Folgen besonders schwerwiegend. Die Pandemie gibt uns gerade eine gute Vorstellung davon, was es bedeutet. Eine Vielzahl autonomer Systeme kann solch fatale Abhängigkeit entscheidend mildern.“

Unser Fazit

Wir sind überzeugt, dass Netzwerke wie der Zukunftsrat Hamburg eine wichtige Rolle bei der Energiewende und im Klimaschutz spielen. Gerade die Aufgaben der Informationsvermittlung und das Ermöglichen politischer Partizipation sind dabei  maßgeblich von Bedeutung. Ein unabhängiger Zusammenschluss von Institutionen, Verbänden und Unternehmen kann hier Großes leisten. Gerade deshalb ist es schade, dass das Modell des Zukunftsrates nur in so wenigen deutschen Städten vertreten ist – der Zukunftsrat Hamburg übernimmt dabei definitiv eine Vorbildfunktion.

In Workshops, bei Infoabenden, Ratstreffen und anderen Veranstaltungen informiert und diskutiert der Zukunftsrat über nachhaltige Lebensweisen, Postwachstum & Suffizienz, politische Partizipation und Energie- & Klimapolitik. Zwei wichtige Lektionen, welche wir aus diesem Interview mitnehmen können sind: Ein weniger im Alltag muss nicht direkt Verzicht auf Lebensqualität bedeuten und eine dezentrale Organisation unserer Energieversorgung ist ein wichtiger Schritt zur Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen.

Lesen Sie auch die weiteren Interviews in dieser Reihe: Volker QuaschningFelix GoldbachTimo Leukefeld und Andreas Kühl